Dipl.-Ing. Roland Felber

Digitale Zahnmedizin – Ein neuer Ausbildungszweig in der Zahnmedizinischen Lehre

Ziel:
Die Digitalisierung schreitet auch in der Zahnmedizin unaufhaltsam voran. So ist digitales Röntgen heute ein fester Bestandteil der Zahnarztpraxis und analoge Geräte kaum noch im Einsatz. Im Dentallabor hat sich die maschinelle Herstellung von Restaurationen mit CAD/CAM-Systemen weitest gehend durchgesetzt. Das Digitalisieren des Gipsmodells oder besser gleich der Abformung ermöglicht das Design des Zahnersatzes am Computer. Von dort werden die Daten an Fertigungsmaschinen weitergeleitet. Subtraktive und additive Herstellungsverfahren bieten ein breites Spektrum an ästhetischen Materialien und garantieren gleichzeitig eine stets gleichbleibende Qualität der Restaurationen. Vorteiles der Digitalisierung sind unter anderem das Speichern der Daten, die schnelle Versendung per Internet und die vielfältigen Analysemöglichkeiten am Computer. Doch wie lassen sich die neuen Techniken in die zahnmedizinische Lehre integrieren und welche Chancen und Risiken entstehen dadurch für den Dozenten?

Material & Methode:
An der Uni-Frankfurt startet die Ausbildung in der digitalen Zahnmedizin in der Vorklinik mit dem Erlernen der digitalen Abformung. Die Motivation der Studenten begründet sich aus der objektiven Bewertung der eigens erstellten Präparation mit einer Analysesoftware. Im zweiten Schritt konstruieren und fertigen die Studenten den Zahnersatz mit einem Chairside CAD/CAM-System. Die digitalen Daten der Abformung ermöglichen eine Herstellung der Restauration in wenigen Minuten. Dies vermittelt den Studenten ein besseres Verständnis der Präparationsrichtlinien und zeigt die zahntechnische Anforderungen an Zahn-Form, Materialauswahl und dessen Mindeststärke auf. Das Einsetzen der angefertigten Restauration im präparierten Modell rundet die zahnmedizinische Ausbildung praxisorientiert ab. In der Zahnärztlichen Chirurgie und Implantologie wurde auf die praktische Ausbildung bezüglich der Implantatinsertion bisher verzichtet. Lediglich theoretischen Unterricht sowie Übungen an standardisierten Kiefermodellen wurden von den Studenten selbst durchgeführt. Die digitale Zahnmedizin erlaubt es nun, digitale 3D-Röntgendaten des reellen Patienten in ein gedrucktes Übungsmodell umzuwandeln. Geometrie und Materialeigenschaften entsprechen dabei dem Patienten. Der Student trainiert nun die chirurgischen Eingriffe am Übungsmodell. Aber nicht nur die praktischen Übungsstunden am Modell dienen zur Nachbereitung des theoretisch Erlernten, sondern auch die abschließende Hospitation bei der Operation des Patientenfalls durch einen erfahrene Oralchirurgen. Eine interdisziplinäre Vernetzung der chirurgischen und der prothetischen Lehrveranstaltungen entsteht durch die anschließende Versorgung des Patientenfalls mit einer Restauration.

Zusammenfassung:

• Die digitale Zahnheilkunde schafft über ihre Datensätze die Grundlage für eine reproduzierbare und objektive Bewertung und damit gleiche Bedingungen für alle Studenten

• Die Umwandlung von Patientendaten in gedruckte Übungsmodelle, welche den physikalischen Eigenschaften von Knochen und Zähnen entsprechen, ermöglicht eine realitätsnahe Simulation des Patientenfalls.

• Über die Anwendung von CAD/CAM-Systemen stellen Studenten ihre Restaurationen direkt am Zahnarztstuhl her und simulieren so den kompletten Arbeitsablauf am Patienten: Präparation, digitale Abformung, Modellation und Herstellung der Restauration sowie das Einsetzen am Patienten.

• Die virtuellen 3D Daten des Patienten sowie die daraus resultierenden Analysemöglichkeiten sind die Basis für nachhaltig reduzierte Betreuungszeit pro Studierenden bei gleichem oder verbessertem Ausbildungsergebnis.

• Die digitale Zahnmedizin ermöglicht die Verknüpfung von chirurgischen und prothetischen Lehrinhalten zu einem ganzheitlichen Konzept bei der Patientenversorgung in der Zahnmedizin.

• 2010 - 2016 Projektleiter an der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der Goethe-Universität Frankfurt a.M.

• Insgesamt mehr als 16 Jahre in der Dentalbranche tätig. Umfangreiches Wissen zum Thema dentales CAD/CAM.

• Spezialist für CAD-Softwareentwicklung und CAD-Datenaustausch. Erfahrung mit Scanner-Entwicklung und Fertigungsverfahren.